Italien: Heißester Sommer seit 200 Jahren

Heißester Sommer seit 200 Jahren

Nicht nur in Österreich ist es derzeit teils unerträglich heiß: Italien erlebt gerade den heißesten Sommer seit zwei Jahrhunderten, und noch nie hat eine Hitzewelle so lang gedauert. Sie wurde konsequenterweise „Luzifer“ genannt und soll bis Ende der Woche anhalten.
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Für die kommenden Tage rief das Gesundheitsministerium bereits die höchste Warnstufe für Städte im ganzen Land aus - darunter Bozen, Bari, Mailand, Rom, Turin, Florenz und Venedig. Das bedeutet, dass die Hitze nicht nur für Kranke und Kleinkinder gefährlich werden kann. Das Ministerium rief dazu auf, zwischen 11.00 und 18.00 Uhr nach Möglichkeit nicht nach draußen zu gehen und die Sonne zu meiden.
Gefühlte 53 Grad südlich von Neapel

In mehreren Städten Sardiniens wurden am Mittwoch Temperaturen um die 45 Grad gemeldet. 41 Grad wurden in Bologna, Rom und Neapel registriert. Unter anderem südlich von Neapel seien bereits gefühlte Temperaturen von 53 Grad zu verzeichnen gewesen, hieß es in einem Wetterbericht.

Kritische Situation in Mailand

Vor allem ältere Menschen und Kinder sind nach Angaben von Medizinern durch die Hitze gefährdet. In den Notaufnahmen der römischen Krankenhäuser wurden etliche Kinder behandelt, die an akutem Flüssigkeitsmangel litten. Als besonders kritisch bezeichnete das Fernsehen die Situation in der norditalienischen Industriestadt Mailand. Hier wurden in drei Tagen 1.500 Hilferufe registriert.

Die meisten kämen von betagten Menschen und Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen oder mit Atembeschwerden. In den vergangenen Jahren war die Sterberate bei Hitzewellen deutlich erhöht. Das Gesundheitsministerium rief die Gemeinden auf, Listen von gesundheitlich geschwächten Pensionistinnen und Pensionisten zu erstellen, die man in diesen heißen Wochen besonders betreuen sollte.
Rom schrammte an Wasserrationierung vorbei

Viele Regionen vor allem in Mittel- und Süditalien leiden seit Wochen an ungewöhnlicher Trockenheit. Auch plagen Waldbrände das Land. In Rom stand kurzzeitig sogar eine Wasserrationierung zur Debatte. Erst am Freitagabend konnte diese abgewendet werden. Im Falle der Umsetzung wären rund 1,5 Millionen Römer und Römerinnen von der Rationierung betroffen gewesen.
Italienischen Medienberichten zufolge regnete es heuer bisher nur an 26 Tagen, im Vorjahreszeitraum waren es 88 Tage. Die Regierung hatte bereits im Juni den Notstand in den norditalienischen Provinzen Parma und Piacenza erklärt.
Landwirte bangen um Ernte

Die norditalienischen Regionen entlang des Flusses Po beschlossen zuletzt zudem, die Wassermengen zu reduzieren, die für die Landwirtschaft aus Italiens längstem Fluss gepumpt werden. Einige Gemeinden in Berggebieten von Piacenza, Parma und Bologna mussten wegen der Dürre zudem bereits per Tanklaster mit Wasser versorgt werden.

Die Landwirte bangen wegen der seit Monaten anhaltenden Wasserknappheit um die Obst- und Gemüseproduktion. Auf Sizilien und in Kalabrien, wo in den vergangenen Tagen Temperaturen über 45 Grad gemessen wurden, drohen die Weintrauben zu verdorren. Gefährdet ist im Süden auch die Tomatenproduktion. Bei der Milchproduktion kam es zu einem Rückgang von 15 Prozent.
Name aus der Hölle

Schuld an den derzeitigen Rekordtemperaturen sei das Hochdruckgebiet „Luzifer“ aus Afrika, so der Wetterdienst Ilmeteo.it. In Italien ist es üblich, nur extreme Wetterphänomene zu benennen. Vor allem Namen aus der klassischen Literatur dienen den Meteorologen dabei als Inspiration, wie die Zeitung „Welt“ in einem Artikel vor zwei Jahren ausführte. „Luzifer“ ist dem Bericht zufolge ein Wiedergänger, er zog als Hitzewelle bereits 2012 über das Land.


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03.08.2017  /  10:00 Uhr  /  Markus Brotschi

Copyright: ORF.at

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